Nachdem wir bereits am Nachmittag zu Unwettereinsätzen in Walsdorf, Üxheim-Ahütte und Wiesbaum-Mirbach ausgerückt waren, spitzte sich die Lage gegen 16:30 Uhr in Jünkerath zu. Zunächst wurden Einsätze wie Wasser im Gebäude in der Gönnersdorfer Straße abgearbeitet. Gegen 17:00 Uhr war die Bachverrohrung des Kefferbachs im Bereich des Autohauses Bohnen überlastet, sodass das Wasser über die B421 in das Möbelhaus Wawer sowie in Mehrfamilienhäuser in der Wiesbaumer Wies drohte einzudringen. Anfänglich hatten wir die Lage mit Pumpen und Absperrungen noch im Griff. Da der Regen noch intensiver wurde, mussten wir später schnell feststellen, dass wir mit Pumpen, Sandsäcken, etc. den Kampf gegen die Wassermassen nicht mehr gewinnen konnten. Zusätzlich wurden noch die Feuerwehren aus Schüller, Esch und Feusdorf alarmiert.

Mittlerweile wurden der Feuerwehreinsatzzentrale im Feuerwehrhaus Jünkerath fast im Minutentakt Einsätze von der Leitstelle Trier in Jünkerath und Umgebung gemeldet, sodass ab dem Abend nur noch priorisierte Einsätze zur dringenden Rettung von Personen (Menschenleben in Gefahr) durch die Feuerwehr abgewickelt werden konnte. So wurden am Abend zwei eingeschlossene Personen in einem PKW in der Bahnhofstraße gemeldet. Mittlerweile war aber bereits die gesamte Bahnhofstraße so hoch überflutet, dass die Einsatzstelle mit Fahrzeugen nicht mehr erreicht werden konnte. Die ebenfalls alarmierte Feuerwehr Stadtkyll wurde von dem rasant ansteigenden Wasser in der Bahnhofstraße überrascht, sodass sich die Besatzung nur noch auf das Dach des HLF’s retten konnte. Durch Einsatz eines Radladers von Gerd Müller (Geschäftsführer der Fa. KATEC, Jünkerath) konnte die Besatzung schließlich gerettet werden. Zur Rettung der eingeschlossenen Personen im PKW wurde später die Feuerwehr Daun mit Rettungsboot angefordert. Parallel dazu rückte die Bundespolizei aus Wittlich mit einem Panzer an, um die eingeschlossenen Personen zu retten. Erst mit dem Einsatz des Bootes der FFW Daun und dem Panzer konnte die Bahnhofstraße komplett abgesucht werden. Eingeschlossene Personen wurden glücklicherweise nicht mehr gefunden.

Parallel zu diesem Einsatz erfolgten mehrere Einsätze zur Rettung von Personen aus überfluteten Gebäuden im Bereich der Bahnhofstraße sowie der Gewerkschaftsstraße. Gegen 20.00 Uhr war die Kyll auch im Bereich der Glaadter Straße und in Glaadt der Glaadtbach über die Ufer getreten, sodass die Straßen Auf dem Wehrt, Am Glaadtbach sowie Teile die Glaadter Straße überflutet wurden. Hier mussten ebenfalls mehrere Familien durch die Feuerwehr aus ihren Wohnhäusern gerettet werden. Das Gewerbegebiet Auf dem Wehrt sowie die Glaadter Straße standen bis zu 1,20m unter Wasser.

Eine Person, welche zuvor Tiere vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht hatte, war in seinem Wohnhaus in der Glaadter Straße zusammengebrochen. Trotz sofort eingeleiteter Reanimation durch die Kameraden der FFW Schüller und dem Rettungsdienst der DRK Rettungswache Jünkerath, konnte der Person nicht mehr geholfen werden.

Ab dem späten Abend fiel auch noch der Digitalfunk aus, sodass eine Kommunikation unter den Einsatzkräften fast nur noch über Handy’s möglich war. Von der Feuerwehr wurden in der Zwischenzeit immer wieder die kritischen Stellen mit verrohrten Bachläufe kontrolliert. An mehreren Stellen mussten aufgeschwommene Gastanks gesichert werden. Die Rettungseinsätze wurden gegen 5.30 Uhr beendet. An ein Leerpumpen der vollgelaufenen Gebäude war zu dem Zeitpunkt, aufgrund des immer noch hohen Wasserstandes nicht zu denken.

Nach einer kurzen Pause wurden gegen 09.00 Uhr weitere Einsätze abgearbeitet. So wurden in erster Linie Gefahrenstellen auf Straßen beseitigt und Jünkerather Bürgern bei Pump- und Aufräumarbeiten geholfen. Einige Bereiche mit vollgelaufenen Kellern und Gebäuden im Bereich der Bahnhofstraße/Am Römerwall konnten erst am Nachmittag des 15.07. sowie am 16.07. abgearbeitet werden. Aufgrund des Ausfalls des HLF’s der FFW Stadtkyll sollte die FFW Jünkerath parallel dazu einsatzbereit zur Abdeckung des Ausrückebereichs der FFW Stadtkyll bleiben. Daher wurden zur Unterstützung die Feuerwehren aus Feusdorf, Esch, Gönnersdorf, Lissendorf, Kerschenbach und Schönfeld alarmiert. Eine besondere Herausforderung stellte ein ca. 3000m² großes Areal zwischen Römerwall und Bahndamm dar, welches wie ein Becken ca. 1,50m voll gelaufen war. Gemeinsam wurde auch diese Fläche leergepumpt. Gegen 23:00 wurden die Einsätze am 16.07.2021 beendet.

In der Nacht vom 14.07./15.07.2021 wurde an der Pegelmessstelle der Kyll in Jünkerath als höchster Wasserstand 3,61m gemessen. Seit Existenz des Messpegels im Jahr 1964 wurde bis dato höchstens 2,66m (1974) gemessen, was in etwa einem 100-jährigen Hochwasser entspricht. Berücksichtigt man, dass der Unterschied zwischen einem 10-jährigen Hochwasserereignis HQ10 (ca. 2,30m) und einem 100-jährigen Hochwasserereignis HQ100 (ca. 2,60m) gerade einmal 30cm liegen, kann man erahnen welche Dimension dieses Hochwasserereignis erreicht hat. Fachleute gehen von einem 1000-jährigen Hochwasserereignis aus. Verursacht wurde dies durch Tief Bernd, welches in der gesamten Eifel flächendeckend zwischen 150 – 200 l/m² Regen in 24 Stunden gebracht hat.
Fotogalerie zur Hochwasserkatastrophe 14./15.07.2021

Auch wenn es die Ortslage Jünkerath hart getroffen hat, sind wir verhältnismäßig glimpflich davongekommen, im Vergleich zu den Orten an Ahr und Erft. Unser Mitgefühl gilt in diesen Tagen den Angehörigen von Menschen und Feuerwehrkameraden, die bei der Katastrophe ihr Leben verloren haben.

Aus dieser Sicht dürfen wir zufrieden sein, dass alle Kameraden wieder gesund von den zahlreichen Einsätzen zurückgekehrt sind. Für die geleistete Arbeit und das kameradschaftliche, unkomplizierte Zusammenwirken aller Einsatzkräfte und der Ortsgemeinde Jünkerath möchten wir uns an dieser Stelle bedanken, auch wenn die Kameraden oder Angehörige selbst von der Katastrophe betroffen waren.

Besonders bedanken möchten wir uns, auch im Namen der FFW Stadtkyll, an dieser Stelle bei Herrn Gerd Müller (Geschäftsführer der Fa. KATEC, Jünkerath) für sein selbstloses und mutiges Handeln zur Rettung der Kameraden der Feuerwehr Stadtkyll.

Solltet ihr Interesse haben aktiv anderen Menschen zu helfen, Lust auf ein interessantes Aufgabengebiet, Kameradschaft und Teamgeist? Dann seid ihr hier an der richtigen Adresse. Mitmachen können alle Frauen und Männer ab 16 Jahre. Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 16 Jahre können aktiv in der Jugendfeuerwehr sein. Zur Kontaktaufnahme würden wir uns über eine Nachricht an wehrfuehrer@feuerwehr-juenkerath.de (Dirk Merkes) freuen. Gerne sind wir bereit, euch unverbindlich unser Aufgabengebiet näher vorzustellen. Wir treffen uns jeden Dienstag ab 19.00 Uhr am Feuerwehrgerätehaus. Ihr seid herzlich willkommen!

Ihre Freiwillige Feuerwehr Jünkerath